"Musiktherapie bedeutet Entdeckungen und Wunder, 

 Ärger und Freude 

- es geht dabei jedoch immer um Musik 

und um Menschen"

Priestley, 1982

Musiktherapie bedeutet für mich in meiner Arbeit in aller erster Linie Begegnung. Die Musik und der Klang schaffen es, zum Gegenüber eine Brücke zu bauen und einander auf eine der schönsten Arten und Weisen zu begegnen, zu resonieren. 

Hierbei werden mit dem Singen und der Musik für Körper, Geist und Seele entsprechende ästhetisch ansprechende und Freiräume gebende Impulse kreiert und angeboten. Im Mittelpunkt steht der Mensch mit all seinen und ihren Vorlieben/Abneigungen und - insbesondere in der Begleitung und Begegnung mit Menschen mit demenziellen Syndromen - den aktuellen Bedürfnissen sowie Befindlichkeiten. Diese Begegnungen können Erinnerungen wachrufen, die Freude, Trauer und auch weitere kreative Prozesse initiieren. Auch der Benennung an Grenzen führender Erfahrungen und Momente wird Raum gegeben. Manches Mal lässt sich dies zunächst nur im Klang aus"sprechen", ehe überhaupt Worte gefunden werden können. In meiner musiktherapeutischen Arbeit zeigen sich bei vielen Seniorinnen und Senioren die durchlebten und durchlittenen Traumata als noch immer äußerst präsent.

Jedoch auch positive Erinnerungen können mittels eines umfassenden musikalischen Œu­v­res hervorgelockt werden und den Menschen in das Erleben im Jetzt mitnehmen:


"Ich muss mich immer an der Zeit festhalten.

Wenn wir singen, brauche ich das nicht mehr."

(Aussage eines Bewohners mit demenzieller Erkrankung)


Bei der Suche danach, den Begriff Musiktherapie einzuordnen, finden sich zahlreiche Definitionsformen und Ansätze, das in Worte zu fassen, was zwischen den Klängen zu beobachten ist und im zwischenmenschlichen Miteinander durch das Medium Musik und Klang geschieht.

Mensch und Musik stehen im Zentrum der therapeutisch begleiteten prozessorientierten Entwicklung. Wie im Namen bereits enthalten, dreht sich alles um Musik. Einerseits um Musik in ihrer Essenz und andererseits in der Anwendung bzw. dem Einsatz des Mediums Musik und von Klang als vereinzelter Bestandteil der verbalen und nonverbalen Kommunikation in unterschiedlichen therapeutischen Formen eingesetzt. Die Verwendung von Musik soll dazu beitragen, die geistige, seelische und körperliche Gesundheit von Menschen mit verschiedenen Krankheiten, Verhaltensstörungen und Entwicklungsstörungen zu verbessern oder zu erhalten (vgl. Decker-Voigt et al., 2020).

Musiktherapie kann als prozessorientierte Therapieform verstanden werden, die innere seelische Prozesse und Veränderungen in den Mittelpunkt rückt, dem Ausdruck innerer Erlebnisse in der Klient:in-Therapeut:in-Beziehung Raum gibt und "Aktivierung schöpferischer Potenziale des Patienten im Sinne der Krankheitsbewältigung, Neuorientierung und Förderung der Lebensqualität" (Stegemann et al., 2012, zit. nach Schmitt & Frölich, 2007) bietet.

Im therapeutischen Bereich kann insbesondere die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zum Verständnis und der Aufarbeitung bspw. traumatisierender Geschehnisse eine Rolle spielen und gerade im gerontopsychiatrischen Bereich als Ressource der verbalen und nonverbalen Brücke zwischen Klient:in und Musiktherapeut:in genutzt werden kann.

Musiktherapeut:innen können hier als Begleiter:in, Mitsuchende und Deutende (Hippel, 2005) verstanden werden.